„Was würdest Du tun, wenn Du wüsstest, dass Du nur noch wenige Tage zu leben hast?“ – Was für uns eine hypothetische Frage ist, war für Jesus todernst. Er wusste genau, an welchem Tag er gekreuzigt werden würde. In diesem Special schauen wir uns an, wie er seine letzten Tage verbracht hat.
Die Evangelien geben uns einen verlässlichen Bericht darüber, was Jesus in seinen letzten Tagen vor der Kreuzigung erlebt und gemacht hat.[i]
Sechs Tage vor dem Passafest (Johannes 12:1ff)
Das Passafest war am 14 Tag des Monats. Jesus war bei seinen Freunden Maria, Martha und Lazarus. Maria salbte ihm die Füße, was einen seiner Jünger, Judas, verärgerte. Da Jesus Lazarus nur kurz vorher von den Toten auferweckte (Johannes 11), kamen viele Menschen in das Haus der Geschwister. Die Hohenpriester verärgerte dies und sie planten auch Lazarus zu töten.
Fünf Tage vor dem Passafest (Johannes 12:12ff)

Jesus ritt nach Jerusalem – auf dem gleichen Weg und auf einem Esel, wie dies auch der junge, neugekrönte König Salomo getan hatte. Die Menschen jubelten ihm zu und feierten ihn wie einen König. Wir feiern diesen Tag als Palmsonntag, am Sonntag vor Karfreitag. Am selben Tag sah sich Jesus im Tempel um und ging wieder zurück nach Betanien – sehr wahrscheinlich wieder zu Maria, Martha und Lazarus.
An diesem Tag wurde auch das Lamm für das Passamahl ins Haus der Familien geholt (2 Mose 12:3)
Vier Tage vor dem Passafest (Markus 11:12; Markus 11:15-18; Lukas 19:45-48)
Auf dem Weg nach Jerusalem war Jesus hungrig und möchte Früchte von einem Feigenbaum am Wegrand essen. Er fand keine Früchte an dem Baum und verfluchte den Baum. Der Feigenbaum ist in der Bibel oft ein Bild für das Volk Gottes, das Volk Israels (Jakob). Wie der Feigenbaum brachte auch das Volk Israel keine Frucht. Dies zeigte sich an den Verhältnissen im Tempel: Dort wurden Geschäfte gemacht, Opfertiere verkauft. Die Anbetung des Schöpfers, des Gottes Israels, geriet in den Hintergrund. Jesus zeigte diese Missstände auf, warf die Tische der Händler um und reinigte so den Tempel. Dies verärgerte die Hohenpriester ein weiteres Mal, und sie machten einen weiteren Plan Jesus zu töten.
Drei Tage vor dem Passafest
Am anderen Morgen gingen Jesus und die Jünger wieder am Feigenbaum vorbei und sahen, dass er verdorrt war. Die Jünger wunderten sich, wie dies so schnell geschehen konnte und Jesus sagte ihnen: „Habt Glauben an Gott! […] Alles, was ihr betet und bittet, glaubt nur, dass ihr’s empfangt, so wird’s euch zuteilwerden. […]. (Markus 11:22-24)
Anschließend gingen sie wieder in den Tempel und Jesus führte Gespräche mit den Hohenpriestern und Schriftgelehrten (Markus 11:27ff) unter anderem darüber, woher er seine Autorität nahm um die Dinge zu sagen und zu tun, die die Hohenpriester, Schriftgelehrten und das Volk sahen und hörten. In den Berichten von Markus (11-13) und Matthäus (21-25) lesen wir auch, dass Jesus seine Jünger über das Ende dieser Welt lehrte.
Im Verlauf dieses Tages war Jesus in Betanien bei einem Mann namens Simon des Aussätzigen zu Besuch. Eine Frau kam ins Haus und salbte Jesus die Füße mit einem teuren Öl, das eigentlich für ihre Hochzeit vorgesehen war. Wie zuvor bei Judas sorgte dies nun für Ärger unter den Anwesenden. Jesus sagte, dass diese Frau ihn für sein Begräbnis gesalbt hatte und versprach, dass man sich weltweit an diese Frau erinnern wird, wenn man von ihm erzählt – genau so, wie sie hier in diesem Artikel erwähnt wird (Markus 14:3-9; Matthäus 26:6-13).
Anschließend ging der Jünger Judas zu den Hohenpriestern und ließ sich Geld geben (30 Silberlinge, nach 2 Mose 21:32 der Preis für einen Sklaven), um Jesus bei einer günstigen Gelegenheit zu verraten. In dem prophetischen Buch Sacharja (11:12-13) wird genau dieser Betrag Sacharja als Lohn für seinen Hütedienst bezahlt – eine billige Abfindung.
Zwei Tage vor dem Passafest
Über diesen Tag gibt es keine Berichte in den Evangelien.
Tag und Abend vor dem Passafest
Dies war der Tag, an dem die Juden das Passa feierten. Der jüdische Tag begann mit dem Sonnenuntergang, deshalb fassen wir hier diese beiden Tage zusammen.
Jesus trug seinen Jüngern auf, das Passa vorzubereiten (Markus 14:12ff; Matthäus 26:17ff; Lukas 22:7ff). Am Abend feierten die Jünger mit Jesus das Passa (Markus 14:18ff). Jesus wandelte den traditionellen Ablauf mit den Worten um, die wir heute auch während des Abendmahls wiederholen (Markus 14: 22-25; Lukas 22:17-20). Aus diesem Grund feiern wir heute an Gründonnerstag Abendmahl. Im Anschluss an diese Feier verließ Judas die Gemeinschaft und verriet Jesus an die Hohenpriester (Matthäus 26:25; Johannes 13:21ff). Jesus sagte Petrus voraus, dass dieser ihn verleugnen werde (Lukas 22:31-24).
Johannes berichtet, dass Jesus im Anschluss an das Mahl seinen Jüngern die Füße wusch (Johannes 13:1-20) Judas war zu diesem Zeitpunkt noch anwesend (Johannes 13:10-11) und verließ im Anschluss die Feier (s.o.). Bevor Jesus und seine Jünger zum Garten Gethsemane gingen, sprach Jesus zu seinen Jüngern und unterrichtete sie über das Reich Gottes. Im Bericht des Johannes sind diese Reden aufgezeichnet (14-17).
Gleicher Abend im Garten Gethsemane (Matthäus 26:26ff; Markus 14:32ff; Lukas 22:39ff; Johannes 18:1ff)
Nach dieser Feier gingen Jesus und die Jünger in den Garten Gethsemane.
Dort rang Jesus im Gebet mit seinem Vater im Himmel und unterstellte sich dem Willen Gottes, währenddessen schliefen seine Jünger beim Gebet immer wieder ein (Matthäus, Markus, Lukas).
Gegen Ende dieser Gebete und Gespräche mit den Jüngern wurde Jesus verhaftet. Der Bericht in Johannes zeigt, welche Autorität Jesus hat: Als er den Soldaten (und Knechte der Hohenpriester und Pharisäer – sehr wahrscheinlich die Tempelwache) mit den Worten „Ich bin’s!“ bestätigte, dass er Jesus ist, fielen diese zu Boden. Das hebräische „Ich bin’s“ hat den gleichen Wortursprung wie der Gottesname JHWH! Noch einmal machte Jesus hier deutlich, dass er der Gottes Sohn, eins mit dem Vater im Himmel, ist.
Bei der Verhaftung schlug Petrus dem Knecht Malchus das Ohr ab, dieses wurde aber sofort von Jesus wieder geheilt (Markus 14:47; Johannes 18:11).
Ein junger Mann folgte den Soldaten, wurde von den Soldaten gepackt und er ließ sein Oberkleid in ihren Händen und floh nackt (Markus 14:52). Manche Ausleger vermuten hier Markus, den Autor des Berichts, da diese Begebenheit nur in seinem Bericht erwähnt wird.
Noch in der Nacht wurde Jesus im Haus des Hohenpriesters Kaiphas verhört (Lukas 22:54; Matthäus 26:57). Petrus saß im Hof und beobachtete das Verhör.
Während Jesus den Ältesten und dem Hohenpriester ihre Aussage, er sei Gottes Sohn, bestätigte, leugnete Petrus, dass er Jesus kennt.
Schlussbemerkungen
In einem weiteren Artikel diese Woche beschäftigen wir uns mit dem letzten Tag Jesu, dem Tag der Kreuzigung, der nach dem jüdischen Kalender das Passafest ist.
QUELLEN
Bibelübersetzung: Luther 2017
[i] In diesem Artikel schauen wir uns nicht alle Bibelstellen an. Zu manchen Ereignissen gibt es weitere Berichte an anderen Stellen der Evangelien (Berichte über das Leben von Jesus).