Warum vertrauen wir bei 3B der Bibel? Können wir das überhaupt, und warum ist es wichtig, den Berichten der Bibel zu vertrauen? In dieser Serie gehen wir in kurzen Artikeln dieser und ähnlichen Fragen nach.
„Bei welchem Vers sind wir? Da steht bei mir etwas anderes!“ – ähnliche Situationen kommen beim gemeinsamen Bibellesen immer wieder vor, wenn unterschiedliche Übersetzungen zur gleichen Zeit benutzt werden. Im letzten Artikel wurde die Verlässlichkeit der Bibel behandelt, Fragen zur Botschaft der Bibel kommen jedoch immer wieder auf, wenn es zu Situationen wie der oben beschriebenen kommt. In diesem Artikel gehen wir der Frage nach, warum es so viele unterschiedliche Übersetzungen gibt und ob diese alle gleichwertig nebeneinander stehen können.

Ursprünglich wurde die Bibel in alten Formen von Hebräisch, Aramäisch (AT) und Griechisch (NT) geschrieben. Diese Sprachen wurden auch von weiteren semitischen Sprachen beeinflusst, doch hauptsächlich wurde die Bibel in einer dieser drei Sprachen geschrieben. Das heißt, wenn du die frühesten Fragmente der Bibel lesen möchtest, musst du Sprachen lernen, die heute nicht mehr gesprochen werden – sogenannte Tote Sprachen. Das bedeutet natürlich nicht, dass die Bibel nicht zu uns heute spricht. Es bedeutet nur, dass die Bibel in den Sprachen der Menschen zu biblischen Zeiten geschrieben wurde. Wenn heutzutage etwas geschrieben wird, überlegt sich der Autor ja auch nicht, ob Menschen seinen Text in 100 Jahren noch verstehen. Er schreibt in der Sprache, die heute verstanden wird.
Schon sehr früh in der Geschichte der Bibel hat man diese übersetzt, so dass jeder verstehen kann, was geschrieben wurde. Das Neue Testament zum Beispiel wurde im Griechisch seiner Zeit verfasst, da diese Sprache von den meisten Zeitgenossen verstanden wurde, so wie heute Englisch von vielen gelesen und verstanden wird. Es gab auch Alte Lateinische Versionen, und dann später die Lateinische Vulgata (für „volkstümlich“). Die Vulgata wurde von Hieronymus zwischen 383 und 405 n.Chr. übersetzt[i]. Und es gab viele weitere Übersetzungen. Die Vulgata wurde dann so wichtig für die Kirche, dass sie sehr lange benutzt wurde. So lange, dass die Menschen leider nicht mehr verstanden, was (vor-)gelesen wurde.[ii]
Um zu verstehen was Gott uns in der Bibel sagt, haben viele Menschen die Bibel in sehr viele Sprachen übersetzt. Manche Leute haben sogar ihr Leben gegeben, damit andere Leute die Möglichkeit haben die Bibel in ihrer Sprache zu lesen. William Tyndale (c. 1494-1536), ein Zeitgenosse von Martin Luther, hat sein Leben dafür gegeben, dass es eine Englische Bibel gab.[iii] Auch Martin Luther wurde verfolgt, da er unter anderem wollte, dass auch Laien (Menschen, die nicht Theologie an einer Universität studiert haben) die Bibel lesen können.
Benutzt man unterschiedliche Übersetzungen stellt man schnell fest, dass es zwischen den Übersetzungen Unterschiede gibt. Hier ein Beispiel aus Apostelgeschichte 11,23: „Dieser wurde froh, als er hingekommen war und die Gnade Gottes sah, und ermahnte sie alle, mit festem Herzen am Herrn zu bleiben.“ (Luther 21) und „Dort freute er sich sehr über die vielen sichtbaren Beweise von Gottes Handeln. Barnabas ermutigte die Gläubigen, dem Herrn treu zu bleiben.“ (Neues Leben). Warum wurde dies hier anders übersetzt? Die Lutherbibel versucht sehr wortgetreu (nahe am Original) zu übersetzen, und die Neues Leben Übersetzung versucht den Sinn des Originals in möglichst verständlicher Sprache zu überliefern. Beide Übersetzungen haben sich ein Ziel für ihre Übersetzung gesteckt: Die Luther 21 möchte möglichst nahe am Originaltext sein und trotzdem verständlich sein, während die Neues Leben Übersetzung die Verständlichkeit höher bewertet. Deshalb kommt es oft vor, dass ein Pfarrer oder Bibellehrer sagt, dass „es im griechischen (oder hebräischen) so oder so steht.“ Beide Übersetzungen sind sozusagen gut. Beide Übersetzungen geben den Sinn des „Urtextes“ wieder. Kennt jemand die Originalsprachen nicht, kann es hilfreich sein, die Bibel in mehreren Übersetzungen zu lesen. So sieht man die vielen Möglichkeiten, die das Original anbietet.
Nicht alle Übersetzungen sind gut. Manche Übersetzungen interpretieren die Bibel so stark, dass diese wenig mit dem Original zu tun haben. Wenn Jesus zum Beispiel auf einem Moped nach Jerusalem einzieht, wurde zu viel hinein interpretiert. Zum einen wird Geschichte verfälscht (es gab damals eben keine Mopeds) zum anderen geht verloren, dass Jesus genau wie der gerade gekrönte, junge König Salomo auf einem Esel nach Jerusalem einzog (Matthäus 21: 1-11; 1 Könige 1: 38-40), einen Rückschluss, den die Zeitgenossen von Jesus sicher machten. Manche Übersetzungen ändern die Sprache um es modern klingen zu lassen. Sie sagen „Brüder und Schwestern“, wenn das Original nur Brüder sagt. Der Autor hatte einen Grund warum er nur von „Brüdern“ schrieb, dies sollten wir heute respektieren. Eine gute Übersetzung sollte keine aktuellen Gedanken oder Ideen in das Original übertragen und du erkennst diese daran, dass sie die Originale und ihre Zeit respektieren.
Fragen zur Reflektion:
Kann ich mir vorstellen, die Original Sprachen zu lernen?
Kenne ich Hilfen, die mir Zugang zu den „biblischen Sprachen“ ermöglichen? Welche Übersetzung lese ich? Woran erkenne ich, dass „meine“ Übersetzung gut ist?
[i] Wegner, D. Paul, The Journey form Texts to Translations; The Origin and Developement of the Bible. Baker Academic, Grand Rapids, Michigan, 2006, Seite 254
[ii] Wegner, D. Paul, The Journey form Texts to Translations; The Origin and Developement of the Bible. Baker Academic, Grand Rapids, Michigan, 2006, Seite 254
[iii] Wegner, D. Paul, The Journey from Texts to Translations; The Origin and Development of the Bible, Baker Academic, Grand Rapids, Michigan, 2006, Seite 284-289