Warum beten wir bei 3B? In einer kurzen Serie stellen wir Euch Predigten als Graphic Novel zur Verfügung, die sich mit dem Gebet beschäftigten. Vielen Dank an Pastor JB und CB.
Hier die adaptierte Predigt zum nachlesen:
Weißt du, wie man betet, um die Antwort des Herrn bekommen zu können?
Wer kennt es nicht? Wir stehen vor einer schweren Entscheidung und wissen nicht, was wir tun sollen. Wir beten und bitten Gott um Hilfe. Herr, zeige mir den Weg, den ich gehen soll – zeige mir, für was ich mich entscheiden soll! Und was dann? Ich glaube, den wenigsten unter uns ging es wie Mose, der am brennenden Dornbusch Gottes Stimme hörte oder der auf den Berg Sinai in die Wolke ging und ganz konkrete Anweisungen von Gott, ja sogar mit Gottes eigenen Fingern beschriebene Steintafeln bekam. Das wäre schon cool – nichts mehr falsch machen, immer den richtigen Weg gehen… Besonders für die Entscheidungsschwachen unter uns – ein Traum! Welche Frau soll ich heiraten? Welchen Beruf soll ich wählen? Soll ich jetzt ein Haus kaufen oder noch abwarten? Soll ich diese Arbeitsstelle annehmen oder die andere? Soll ich in den vollzeitlichen Dienst gehen oder nicht? Alles wichtige und existentielle Fragen. Wie cool wäre es, wenn wir bei jeder dieser Fragen eine eindeutige Antwort Gottes hätten! Wäre es das wirklich? Was sagt diese Vorstellung oder dieser Wunsch über unsere Beziehung zu Gott aus? – und darum geht es ja beim Beten. Klar, es ist ein an sich guter und edler Wunsch: Wir wollen Gott gefallen und ihm in allem nachfolgen, jede Entscheidung mit ihm besprechen. Das ist auch gut so und zeigt, wie lieb wir Gott haben. Jede dieser Fragen sollten wir im Gebet vor ihm ausbreiten und ihn um Weisung bitten, es sind ja Dinge, die unser Leben bestimmen. Das muss man mit Gott besprechen. Aber gibt es einen Trick oder eine Methode, die wir anwenden müssen, um zu erkennen, was Gottes Antwort auf solche Fragen ist?
Durch die Kirchengeschichte hindurch gab es dafür viele Möglichkeiten – ein Beispiel finden wir schon im Alten Testament.
Gideon. Es ist vielleicht das bekannteste Beispiel, nach dessen Vorbild auch heute noch Christen versuchen, Gottes Willen zu erkennen. Gideon wurde vom Engel des Herrn zum Richter in Israel berufen. Er sollte die Midianiter, die Israel bedrohten, schlagen „wie einen Mann“ (Richter 6, 16). Aber Gideon zögerte – er wollte noch ein Zeichen von Gott, dass das stimmt, was er gesagt hatte. Und dann legte er das Vlies aus. Wenn es nass sein würde und der Boden trocken, dann würde er in den Kampf ziehen. Eine Nacht verging und am Morgen – siehe da: das Vlies war so nass, dass er es auswringen und eine ganze Schale voll Wasser damit füllen konnte. Aber Gideon zögerte immer noch: Er forderte den Gegenbeweis. Nun sollte das Vlies auf dem Boden trocken sein und der Boden drumherum nass. Wieder verging eine Nacht und am nächsten Morgen war es so: Der Boden war nass und das Vlies trocken. Ist das für uns Christen ein Vorbild? Sollen wir bei wichtigen Entscheidungen wie Gideon ein Vlies auslegen? Wenn morgen irgendeine unwahrscheinliche Konstruktion eintrifft, dann heißt es ja, wenn das Wahrscheinliche eintrifft, dann heißt es nein. Ich habe das als Teenie immer bei den Fußballwelt- und Europameisterschaften gemacht – Gott spricht zu mir durch die Ergebnisse der Fußballspiele… Praktisch! Nebenbei war das auch der Grund, warum Deutschland 1996 Europameister wurde… Aber wir müssen bei dieser Geschichte genau hinsehen. Gottes Wort an Gideon war von Anfang an klar:
Ich will mit dir sein, dass du die Midianiter schlagen sollst wie einen Mann.
Richter 6,16
Gott wollte, dass Gideon die Midianiter schlägt und er hat ihm versprochen, dass er ihm dabei hilft. Das Vlies-Auslegen von Gideon war ein Zeichen seines Unglaubens. Ihm reichte Gottes Wort nicht, er wollte eine sichtbare Beglaubigung. Wie später auch die Schriftgelehrten und Pharisäer: Meister, wir möchten gern ein Zeichen von dir sehen (Mt. 12,38) – und Jesus reagiert schroff: Ein böses und abtrünniges Geschlecht fordert ein Zeichen, aber es wird ihm kein Zeichen gegeben werden (Mt. 12,39) oder im Johannesevangelium:
Wenn ihr nicht Zeichen und Wunder seht, so glaubt ihr nicht.
Johannes 4,48
Die Geschichte mit dem Vlies ist keine Vorbildgeschichte für uns heute, sie zeigt nur Gideons mangelndes Vertrauen in Gottes Wort.
Wie können wir dann Gottes Antwort auf unsere Fragen im Gebet hören? Hat Gott gesprochen, wenn wir Frieden über einer Sache haben?
Sollen wir bei einem Gebet für eine bestimmte Entscheidung so lange warten, bis wir Frieden darüber haben? Wenn wir in die Bibel schauen, dann sehen wir auch das ganz Entgegengesetzte. Wisst Ihr, wie das Evangelium nach Europa kam? Als Paulus in Kleinasien – der heutigen Türkei – missionierte und wenig Erfolg hatte, erschien ihm in der Nacht ein Mann aus Mazedonien, der zu ihm sprach: „Komm herüber nach Mazedonien und hilf uns!“ (Apg. 16,9) und Paulus setzte seinen Fuß zum ersten Mal auf europäischen Boden und hatte Frieden über diesen Schritt. Nein – im Gegenteil: Im 2. Korintherbrief berichtet Paulus über diese Zeit: Denn als wir nach Mazedonien kamen, fanden wir keine Ruhe; sondern von allen Seiten waren wir bedrängt, von außen mit Streit, von innen mit Furcht. (2. Kor 7,5). Nicht nur von außen wurden sie bedrängt. Da könnte man ja noch sagen: Anfechtung von außen, aber Friede von innen über die Entscheidung. Aber nein! Furcht war in seinem Inneren. Wenn er auf Frieden über die Entscheidung gewartet hätte, wäre er sicher wieder umgekehrt und hätte Europa Europa sein lassen… Wir dürfen uns nichts vormachen. Anfechtung ist nicht nur etwas Äußeres, es kommt auch von innen.
Aus dem Herzen kommen böse Gedanken.
Jesus, Matthäus 15:19
sagt Jesus im Matthäusevangelium (Mt. 15,19), „Ich weiß, dass in mir, das heißt in meinem Fleisch, nichts Gutes wohnt“ sagt Paulus im Römerbrief (Römer 7,18). Wie umkämpft und unruhig das Herz eines Christen oft ist, können wir in den Psalmen und in Römer 7 lesen. Unser Glaube und insbesondere unsere Nachfolge ist angefochten, nicht nur von außen, sondern besonders von innen! Wer Gottes Gebote halten will, der hat es oft schwer, den greift der Teufel da an, wo er am verwundbarsten ist, außen oder innen. Wenn wir Gott nachfolgen, auf ihn hören wollen, dann ist der Friede im Herzen über einer Entscheidung vielleicht trügerisch. Oft hatte ich gar keinen Frieden über einer Sache, oft sogar Angst bei einem Schritt, bei dem ich im Nachhinein erkannt hatte, dass er genau das war, was Gott von mir wollte.
Können wir Gottes Stimme denn dann in der Stille, beim Beten hören?
Ja und Nein. Sola scriptura – allein die Schrift – das war ein Grundsatz der Reformation. Gott spricht durch sein Wort, der Heilige Geist ist immer an Gottes Wort gebunden, ja an den Buchstaben der Heiligen Schrift. Im grundlegenden Bekenntnis der Reformation, in der Confessio Augustana von 1530 heißt es im 5. Artikel: „Und es werden die verdammt, die lehren, daß wir den Heiligen Geist ohne das leibhafte Wort des Evangeliums durch eigene Vorbereitung, Gedanken und Werke erlangen.“ Gott spricht durch sein Wort, der Heilige Geist hat die Apostel in alle Wahrheit geführt, dass sie alles von Jesus aufschreiben konnten, was für unser Heil notwendig ist (Johannes 16,13). Wer von dieser Wahrheit etwas wegnimmt und auch wer dazu etwas hinzufügt, der wird bestraft werden heißt es am Ende der Bibel (Offb 22,18f.). Alles, was für unser Heil notwendig ist, ist von Gott in seinem Wort gesagt. Wir brauchen nicht mehr Worte Gottes, keine speziellen Worte und Einsichten Gottes, die über das hinausgehen, was wir in der Bibel lesen können. Die Bibel ist nicht unvollständig. Wenn wir also in die Stille gehen, wenn wir beten, dann heißt das, dass wir mit Gott reden – oder wie es der Reformator Württembergs, Johannes Brenz, formuliert hat:
Das Gebet ist ein Reden des Herzens mit Gott in Bitte und Fürbitte, Dank und Anbetung.
Johannes Brenz
Beten ist also nicht Hören. In der Stille können wir aber auch hören – und zwar auf Gottes Wort. In der Stille können wir die Bibel studieren, über ein Wort länger nachdenken, überlegen, wie es in meine derzeitige Situation passt, was Gott mir damit sagen will. Ein Bibelwort kann uns Mut zusprechen, uns trösten, uns wieder aufrichten. Gott spricht durch sein Wort – das steht fest, das ist sicher! Ob Gott durch einen Gedanken, der mir beim Beten kommt, spricht, ist dagegen nicht sicher. Denn wer soll unterscheiden und prüfen, ob dieser Gedanke von Gott kommt oder ob es ein Gedanke ist, der mich vom Beten und von Gott ablenkt, ob es ein Fingerzeig Gottes ist oder mein eigener Gedanke. Wenn wir also eine Antwort von Gott auf unser Gebet erwarten und dafür beim Beten in uns oder in die Stille hineinhören, dann gibt es keine Verheißung dafür, dass dann Gott zu uns redet. Gottes Reden ist an sein Wort gebunden und Gottes Wort kommt nicht leer zurück. Wenn wir die Bibel aufschlagen, dann redet Gott – darauf können wir uns verlassen!
Und was ist, wenn mir beim Beten ein Bibelvers in den Sinn kommt?
Hat Gott dann gesprochen? Ist das dann die Antwort? Das kann gut sein. Es ist ja Gottes Wort. Aber es kann auch trügerisch sein… Was ist, wenn zwei über einer Sache beten und ihnen dann verschiedene Bibelverse einfallen, die scheinbar entgegengesetzte Antworten Gottes begründen? Welcher Bibelvers ist dann von Gott und woher ist der andere? Oder noch schlimmer: Wenn es nicht Gott ist, der uns Bibelverse einflüstert? Das Krasse bei der Versuchung Jesu im Johannesevangelium ist ja, dass ihn der Teufel gerade mit Worten aus der Bibel verführen will. Wir dürfen nicht vergessen:
Das Dichten und Trachten des menschlichen Herzens ist böse von Jugend auf.
Mose 8,21
heißt es schon ganz zu Beginn der Bibel in 1. Mose 8 – unser Herz und auch unser Verstand ist trügerisch. Wir sind beeinflussbar bis ins Innerste – es ist nicht so, dass unser innerster Kern gut und rein und heilig und besonders offen für Gottes Reden wäre. Im Gegenteil! Es gibt nichts, was von außen in den Menschen hineingeht, das ihn unrein machen könnte; sondern was aus dem Menschen herauskommt, das ist’s, was den Menschen unrein macht (Mk 7,15) sagt Jesus im Markusevangelium. Gottes Wort trifft uns immer von außen, extra nos – das ist ein Grundsatz der Reformatoren, weil sie wussten: Aus uns selbst heraus kommt nichts Gutes.
Oioioi – und was jetzt? Jetzt haben wir so viel Zeit damit verbracht, wie Gott nicht redet, wie er nicht antwortet.
Aber was lernen wir nun darüber, wie Gott antwortet?
Das Gebet ist vor allem der Ausdruck unserer Beziehung zu Gott. Wer eine persönliche Beziehung zu Jesus hat, der redet mit ihm, der will alles mit ihm teilen. Darum geht es. Und: Wir können Gott nicht in unsere kleine Tasche stecken. Gott ist unser Schöpfer, er ist der Herr des Universums. Seine Gedanken sind größer als unsere Gedanken, seine Pläne reichen über unser kleines Leben hinaus. Er ist keine Glaskugel, in die wir schauen können, um die richtigen Entscheidungen für die Zukunft zu treffen.
Wenn wir Antworten im Gebet finden wollen, wenn wir von Gott Weisung für unser Leben, auch für unsere Gemeinde erhalten wollen, dann müssen wir anfangen, uns das Heft aus der Hand nehmen zu lassen, dann müssen wir anfangen, die Kontrolle über unser Leben in seine Hände zu legen, dann müssen wir anfangen, alles von ihm zu erwarten. Gott ist kein Gott, der wie ein Oberlehrer unsere Arbeit korrigiert und schaut, ob wir überall den richtigen Lösungsweg eingeschlagen haben. Wir sind keine Schüler, die vor einer Matheaufgabe sitzen und Gott nach dem Lösungsheftchen fragen, um den einzig richtigen Weg gehen zu können. Christsein bedeutet Freiheit von der Knechtschaft, Freiheit von der Knechtschaft der Sünde, aber auch Freiheit von der Knechtschaft unseres eigenen Perfektionismus. Christsein ist nicht der Zwang, alles richtig zu machen, alle Erwartungen zu erfüllen, den richtigen Weg aus dem Labyrinth des Lebens zu finden, um dann am Schluss von Gott bewertet zu werden. Wir sind Gottes Kinder. Er hat uns lieb und er will, dass wir uns jeden Tag neu auf ihn einlassen, an der Hand unseres himmlischen Vaters durch unser Leben gehen. Wir dürfen ihm doch vertrauen, dass er es recht hinausführen wird, was uns bedrückt, dass er nicht der unberechenbare Schiedsrichter ist, sondern unser lieber Vater, der sich freut, wenn wir ihm alles anvertrauen, wenn wir unsere Sorge bei ihm ablegen. Deshalb auch unser neuer Slogan unter dem neuen Logo unserer Kirchengemeinde: Jesus begegnen – befreit leben!
Wenn wir also vor Entscheidungen stehen und beten, wenn wir nach Gottes Willen suchen, wenn wir bei einer Entscheidung nicht wissen, was wir tun sollen, dann sollen wir nach dem Jakobusbrief zuallererst um Weisheit bitten:
Wenn es aber jemandem unter euch an Weisheit mangelt, so bitte er Gott, der jedermann gern gibt und niemanden schilt; so wird sie ihm gegeben werden.
Jakobus 1,5
Das ist doch mal eine Verheißung: Gott gibt jedermann gern die Weisheit, die ihm fehlt. Da heißt es nicht, dass Gott ihm sagt, wie er sich entscheiden soll. Klar, wenn es um die Frage geht, ob ich die teure Uhr im Laden bezahlen soll oder sie einfach mitnehmen soll, dann brauch ich Gott nicht um Weisheit bitten – da reicht ein Blick in Gottes Wort… Aber bei all den alltäglichen Fragen und Entscheidungen, die mich umtreiben – auch als Gemeinde – dürfen wir Gott um Weisheit bitten und dann? Handeln! Kein Vlies auslegen, auf inneren Frieden warten oder in uns hineinhorchen, sondern fröhlich handeln, im Vertrauen auf Gott, nach dem Gebet um Weisheit und seinen Beistand bei allen Entscheidungen. In allen Entscheidungen, die nicht eindeutig durch Gottes Wort zu beantworten sind, sind wir als Menschen frei.
Prüfet alles, aber das Gute behaltet.
1.Thessalonicher 5,21
Gott hat uns einen Verstand gegeben, er will uns die Weisheit geben, die uns fehlt, er hat uns in eine Gemeinde gestellt mit Brüdern und Schwestern im Glauben, die uns in schwierigen Entscheidungen beraten können, die mit uns um Weisheit beten können. Das alles dürfen wir nutzen, um Entscheidungen zu treffen. Ja, Gott will sogar, dass wir unseren Verstand benutzen. Wir sollen im Vertrauen auf Jesus und den Beistand des Heiligen Geistes fröhlich Entscheidungen treffen aufgrund von vernünftigen Gründen, die wir anderen dann auch erklären können. Und wenn dann die Entscheidungen falsch waren, können wir uns auch korrigieren lassen, zugeben, dass wir Argumente übersehen haben. Wenn wir uns aber von unhinterfragbaren Eindrücken aus unserem Inneren leiten lassen, wer soll uns dann wie korrigieren? Dann wäre ja jedes vernünftige Argument ein Angriff auf das, was uns Gott in der Stille gesagt hat…
Wie antwortet Gott auf unser Gebet? Indem er unseren Blick darauf lenkt, dass wir ihm alle Sorgen und Probleme, alle Nöte und Ängste abgeben können:
Alle eure Sorge werft auf ihn; denn er sorgt für euch.
1 Petrus 5:7
– das sollten wir ernst nehmen! Er sorgt für uns – vielleicht ganz anders als wir es uns vorstellen, mit anderen Gedanken und Lösungswegen, die uns einfallen würden. Sind wir dazu bereit, das Heft aus der Hand zu geben und es Gott anzuvertrauen, darauf zu vertrauen, dass er für uns sorgt, dass wir – um mit Luther zu sprechen – einfach das machen, was uns vor die Füße fällt, im Alltag unseren Verstand gebrauchen und vernünftige Entscheidungen treffen und dabei alles in Gottes Hände legen? Wir sollen Gott treu sein, ihm vertrauen, von ihm alles erwarten, von ihm auch Großes erwarten, aber es wäre Gott in die Tasche stecken, wenn wir ihn als Glaskugel, als Antwortmaschine für die Entscheidungen missbrauchen, die wir uns nicht trauen, selbst zu treffen.
Hm. Ist das jetzt nicht unbefriedigend? Antwortet Gott denn nun auf meine Gebete? Wie führt er mich dann durch mein Leben, wenn ich alle meine Alltagsentscheidungen fröhlich selbst treffen soll?
Gottes Führung sehen wir immer nur im Nachhinein, nie im Voraus. Wir haben es als Ehepaar und auch als Familie erlebt, wie Gott uns geführt hat – so oft! Wie Gott andere Menschen, Umstände, Fehlentscheidungen, schwere Krisen und schmerzhafte Enttäuschungen genutzt hat, um uns in unserem Leben zu führen. Und er hat so vieles so gut gelöst, er hat uns so oft spüren lassen, wie gut er es mit uns meint, wie er uns nicht vergessen hat. Aber in unserem Leben gab es viele Situationen, in denen wir nicht mehr weitergewusst haben, in denen wir verzweifelt waren und doch weiter machen mussten. Und: in denen wir nicht wussten, was Gott von uns will, was er mit uns vorhat, oder was in seinen Augen jetzt die richtige Entscheidung ist. Wie oft haben wir gebetet: Herr Jesus, zeig uns doch deinen Weg, zeige uns doch, wie es weitergehen soll – und wir hatten keinen Frieden über unserer Entscheidung. Aber im Nachhinein haben wir gesehen, wie es Gott gut gemacht hat, auch wenn wir uns immer auch anders hätten entscheiden können – vielleicht sogar klüger oder besser. Im Nachhinein hat Gott das Beste für uns daraus gemacht. Und das hätte er auch, wenn wir uns anders entschieden hätten…
Bei alledem hat Gott oft einfach nur unseren Blick auf Jesus gerichtet, auf das viel Wichtigere, Größere als unsere kleine Entscheidung – auf das, um was es ihm wirklich geht: Dass wir bei ihm ankommen. Wie klein sind oft unsere Bitten und Gebete, wie eng und begrenzt unser Denken und das, was uns jeden Tag beschäftigt, uns besorgt oder Angst macht oder das, was wir uns erhoffen und von Gott erbitten. Gott hat das Große und Ganze im Blick. Er sieht über unseren kleinen Tellerrand hinaus und ich denke, er freut sich – er freut sich, weil er schon sieht, wie sich alles, was uns bekümmert hat, in Wohlgefallen auflöst. Ob das noch hier auf Erden geschieht oder erst in seiner ewigen Herrlichkeit. Aber Gott sieht unseren ganzen Weg – und auf diesem ganzen Weg beantwortet er auch all unsere Gebete, all unsere Fragen und all unsere Zweifel und Unsicherheiten. Der hebräische Mensch geht rückwärts in die Zukunft. Das ist ein gutes Bild für unser Leben. Wir gehen an der Hand Jesu in eine Zukunft, die wir nicht kennen, die vielleicht große Herausforderungen bringt, in der wir vielleicht schwere Entscheidungen zu treffen haben. Aber das ist nicht schlimm. Wir dürfen Entscheidungen treffen, auch wenn es Fehlentscheidungen sind – dann können wir daraus lernen – das Wichtigste ist, dass wir an seiner Hand gehen, dass wir im Gebet und in seinem Wort bleiben und dass wir unseren Blick darauf richten, wie er uns in unserem Leben schon geführt hat und darauf vertrauen, dass er uns auch weiterhin führen wird. Am Ende kommt es darauf an, dass wir bei ihm ankommen, egal auf welchen Wegen, ob sie gerade oder krumm, vernünftig oder unvernünftig waren. Hauptsache, wir lassen seine Hand nicht los, wir vertrauen ihm und seinem Wort, denn – um mit Paulus zu sprechen:
Ich bin darin guter Zuversicht, dass der in euch angefangen hat das gute Werk, der wird’s auch vollenden bis an den Tag Christi Jesu. (Philipper 1,6)
Philipper 1:6
Amen.