Advent, Weihnachten – viele Menschen verbinden mit dieser Zeit viele unterschiedliche Gedanken, Gefühle und Erinnerungen. In dieser Serie gehen wir den Ursprüngen von Weihnachten nach und welche Bedeutung diese Weihnacht für unser Leben hat.
„Wann gibt es denn bei euch Geschenke?“ fragte ich vor längerer Zeit meinen Freund in Albanien. Seine Antwort war dann überraschend: „Am sechsten Januar!“ Wenn für die meisten Menschen in Mitteleuropa die Weihnachtszeit gedanklich endet, erhalten viele Christen im christlich-orthodoxen Raum erst ihre Geschenke. Sie erinnern sich an die Weisen aus dem Morgenland, die Jesus Gold, Weihrauch und Myrrhe als Geschenk brachten.
Doch wie kamen die Weisen dazu, sich aufgrund der Erscheinung eines Sternes auf den weiten Weg nach Westen zu machen und einem Kleinkind teure, königliche Geschenke zu bringen? Um dies nachzuvollziehen können wir zu 4. Mose 22-24 gehen. Dort wird von König Balak der Moabiter berichtet, der das Volk Israel durch Bileam verfluchen lassen wollte. Bileam warnte König Balak durch Boten, dass er nur das sagen können, was ihm der HERR eingibt, doch trotz dieser Warnung holte Balak Bileam nach Moab. Trotz vieler Opfer gab Gott Bileam immer nur Segen für das Volk Israel. Letztendlich segnet Gott das Volk dreimal und Balak wird auf Bileam wütend. Doch dieser ist mit dem segnen noch nicht fertig: Er sieht einen Stern aus Jakob aufgehen, ein Herrscher, der Israel den Sieg gibt. Dies ist der erste Hinweis auf den Stern, den die Weisen dann etwa 1500 Jahre später sahen.
Ich sehe ihn, aber nicht jetzt; ich schaue ihn, aber nicht von Nahem. Es wird ein Stern aus Jakob aufgehen und ein Zepter aus Israel aufkommen.
4 Mose 24:17a

Und wie kam das Wissen über den Stern nach Babylon, bzw. Persien? Die Antwort finden wir im Bericht über Daniel, der als junger Mann in einer feindseligen Umgebung an seinem Glauben festhielt und in Babylon der Oberste aller Weisen (Daniel 2:48), ihr Lehrer wurde. Die Bibel berichtet nicht explizit, dass Daniel aus der Bibel lehrte, doch war sein starker Glaube allen bekannt (Daniel 5+6). Es ist wahrscheinlich, dass Daniel seinen Untergebenen auch das Wort Gottes, darunter auch den Bericht in 4 Mose 22-24, lehrte.
Das Wort für Stern (כוכב / kowkab), das an dieser Stelle verwendet wird, bedeutet rund, strahlend, flammend. Es muss also eine auffallende Himmelserscheinung gewesen sein. In den Weihnachtsberichten wird das Wort (ἀστέρ) /aster) verwendet. Es gibt drei Erklärungen, was dieser Stern gewesen sein könnte.

Oft hört man, dass dieser Stern ein Komet[i] war, speziell der Halleysche Komet[ii]. Doch gibt es um die möglichen Geburtsjahre von Jesus keine Berichte über Kometen, dazu kam der Halleysche Komet schon im Jahr 11. V.Chr (also mindestens 4 Jahre vorher).

Andere vertreten die Hypothese, dass eine Planetenkonjunktion der vorhergesagte Stern war. Doch erscheinen zwei Planeten nie als eine Lichtquelle, noch dazu sind Planetenkonjunktionen nichts Außergewöhnliches. Im Jahr 6 v.Chr. kamen sich Jupiter und Saturn nahe[iii], doch schon 60 Jahre früher waren sie sich noch näher als in diesem Jahr.

Eine dritte Erklärung ist, dass zur Geburt von Jesus eine Supernova[iv] zu sehen war. Dies würde zur Verwendung des Wortes passen, doch gibt es in den Jahren um die Geburt von Jesus keine Aufzeichnungen über eine solche Himmelserscheinung.
Diese naturalistischen Erklärungen sind auch nicht ausreichend um das Verhalten der Erscheinung zu erklären. Zum einen entsteht im Bericht von Matthäus der Eindruck, dass nur die Weisen die Erscheinung sahen, zum anderen bewegt sich der Stern von Jerusalem nach Bethlehem, also von Norden nach Süden (Matthäus 2:9). Alle natürlichen Objekte am Himmel bewegen sich aber aufgrund der Erdrotation gezwungenermaßen von Osten nach Westen. Wenn es keine plausiblen naturalistischen Erklärungen für den Stern gibt, bleibt noch die Erklärung, dass Gott der Schöpfer, der ganz zu Beginn das Licht schuf (1 Mose 1:3), auch für die Geburt seines Sohnes ein Wunder tat und ein besonderes Licht für die Weisen an den Himmel setzte.

Die Berichte über Weihnachten sind voller Wunder: Engel erscheinen Zacharias, Maria und Josef, den Hirten (und den Weisen), Zacharias verliert und erhält seine Stimme – dazu das größte Wunder: Gott macht sich klein und wohnt bei uns Menschen – genauso wie er es in der Wüste in der Stiftshütte tat und er diese mit seinem Glanz und Licht füllte (2 Mose 40:34-38). Genauso tat er es bei der Einweihung des Tempels (1 Könige 8:10) und später erschien er Paulus in einem glänzenden Licht (Apostelgeschichte 9:3). Gottes Licht erscheint in vielen Berichten der Bibel, es ist ein Zeugnis seiner Herrlichkeit und seiner Majestät.
Wir brauchen nicht zu fragen, was dieser besondere Stern war. Wir sollen wie die Weisen den alten Schriften der Bibel vertrauen und Gottes Einladung zu seiner Herrlichkeit und seinem Licht zu seiner Majestät folgen.
[i] Im Juli 2020 war der Komet Neowise mit bloßem Auge am Himmel zu sehen.
[ii] 1986 erschien der Halleysche Komet wieder einmal und ich kann mich daran erinnern, dass ich ihn am Himmel als „Weihnachtsstern“ suchte.
[iii] Auch um Weihnachten 2022 war dies der Fall und es gab Berichte darüber in den Medien.
[iv] Ein Stern, der seine äußere Hülle aufgrund von Brennstoffmangel abwirft und mit einem gleißenden Licht explodiert.